Made in Muskau für Kuwait und Chile

Die Schaltanlagen Zubehör Bad Muskau GmbH ist der größte industrielle Arbeitgeber der Parkstadt. Mit seinen Modernisierungs-Lösungen können wegfallende Aufträge kompensiert werden.

Quelle: Lausitzer Rundschau vom 30.12.2022

Von Regina Weiß

Ohne Schalter würde so vieles, was wir in unserem täglichen Leben gewöhnt sind, nicht funktionieren. Das An und Aus im privaten und öffentlichen Bereich braucht mal die kleinen oder die großen Schalter. Oder Schaltanlagen, wie sie für die Industrie notwendig sind.

Der Spezialist für solche Energieanlagen sitzt in Bad Muskau. Im Oktober 1999 wurde die Schaltanlagen Zubehör Bad Muskau GmbH (SZM) gegründet. Damit lebt die Industriegeschichte von Muskau fort, wobei sie einen modernen Wandel erfahren hat - erfahren musste, um auf dem Markt der großen Anbieter anzukommen und mitzuspielen.

Umsatz erreicht eine neue Marke

Firmeninhaber und Geschäftsführer Maik Domel merkt man den Stolz schon an, wenn er sagt, dass 2022 das erste Jahr sein wird, in dem das Unternehmen einen Umsatz von zehn Millionen Euro erreichen kann. Das ist eine deutliche Steigerung zu 2021, als die Firma 8,3 Millionen umsetzte.

Zahlen, die sich noch besser lesen, wenn man weiß, dass SZM denselben Problemen unterliegt, die der Industrie in ganz Deutschland zu schaffen machen. Wobei das mit der Energiepreiserhöhung andere noch schlimmer trifft. "Wir brauchen weder viel Wasser, noch Gas für unsere Produktion", erklärt Maik Domel. Klar sei trotzdem Sparen angesagt.

Bei den Materiallieferungen sieht es schon anders aus. "Dass das Thema jeden trifft, kann auch nur ein schwacher Trost sein." Gefühlt seit anderthalb Jahren müsse man bei Lieferterminen auf alles gefasst sein. Mal ist es der Brexit samt Zollauswirkungen, dann wieder Corona in China, dann das nächste Problem.

Wie wird 2023 für SZM?

Doch aus Kosten- und Platzgründen habe SZM nur eingeschränkte Möglichkeiten, um sich zu bevorraten. Und so brauche es viel Energie für jegliche Form von Kommunikation, sowohl in die Richtung der Lieferanten als auch in die Richtung von Kunden. "Bis jetzt haben wir immer einen Weg gefunden", lobt der Chef alle daran Beteiligten.

Ob das 2023 auch so sein wird? In diese Glaskugel kann auch Maik Domel nicht blicken. Er spricht von einem schwierigen Jahr, ohne dabei den Teufel an die Wand malen zu wollen. Hoffnung schöpft er aus den Auftragsbüchern, die bereits gut gefüllt sind. Aufträge im Wert von rund sechs Millionen Euro warten auf rund 80 Mitarbeiter, wobei circa 60 davon zum Standort Bad Muskau gehören. Einen solchen Vorlauf habe man noch nie gehabt. "Wir hoffen natürlich, dass es so bleibt."

Denn in der jüngsten Vergangenheit haben die Auswirkungen der Politik auch Auswirkungen auf das Auftragsgeschehen in Bad Muskau. Der Markt in Russland ist weg, und Vorhaben in Belarus liegen auf Eis. "Das tut schon weh", schätzt Maik Domel ein. Doch der Geschäftsführer schickt sofort hinterher, dass man es geschafft habe, dies zu kompensieren. "Gute Arbeit spricht sich rum."

Dazu gehört auch, dass sich SZM um mehr kümmert als um das "Zubehör", wie es der Firmenname verrät. Es ist vielmehr das Komplettpaket. Es geht ums Planen, Entwickeln und Realisieren von Projekten bis in den Bereich von 36.000 Volt. Hinzu kommen Serviceleistungen für Geräte der Energietechnik - vom Schaltgerät bis zum Transformator. Dabei schreibt das SZM-Team das Wort "nachhaltig" schon länger groß.

Denn die Modernisierungs-Lösungen von älteren, in die Jahre gekommenen Schaltanlagen - der sogenannte Retrofit-Bereich - sorgen für eine kostengünstigere Nachrüstung und verlängern somit ihre Betriebsdauer.

Nach eigenen Angaben bietet SZM dabei fast 300 verschiedene Modernisierungs-Varianten an.

Kompetenz im Trafo-Bereich

Neu ist die Kompetenz im Trafo-Bereich. Dank eines neuen Mitarbeiters und mobiler Prüftechnik kann SZM deutschlandweit Transformatoren warten. Anhand einer Ölprobe - in der Medizin würde man das mit einer Blutprobe vergleichen - lasse sich ein Auswertungsdiagramm erstellen, das zeigt, was zu tun ist. Sozusagen wie ein Blutbild, das zeigt, ob alles im grünen Bereich ist oder die Warnlampe auf Rot springt: Dann müssen Teile ausgetauscht werden. Oder auch eine Ölentgasungs- oder -regenerationsanlage angeschlossen werden, eine Art Dialyse für Transformatoren. "Das ist eine sehr gute Ergänzung unseres Geschäftes", freut sich Maik Domel.

60 Prozent der Produkte von SZM tragen den Namen Bad Muskau über die Grenzen von Deutschland. Die Kunden befinden sich nahezu in der ganzen Welt, in Griechenland, Saudi-Arabien, Chile und Kuwait. Das Emirat erneuert seit einiger Zeit seine komplette Energie-Infrastruktur. Der Austausch von Hunderten Schaltgeräten lag und liegt in den Händen der Parkstädter.

 

Infokasten: Partner von großen Elektrokonzernen

SZM ist Partner großer Elektrokonzerne, wie ABB, Siemens und Schneider Electric. Für Schneider Electric ist SZM einer von nur vier EcoXpert Master-Partnern in ganz Deutschland im Bereich Energieanlagen/Power Services. In der Region kooperiert SZM mit Acemium und der Leag-Tochter MCR Engineering Lausitz bei Energiecontainern speziell für den internationalen Bergbau.

In Projekten übernimmt MCR die Entwicklung und den Bau der Trafo- und Schaltanlagen-Container schlüsselfertig, Actemium projektiert die Gesamtlösung und montiert die Energieanlagentechnik, und SZM liefert besonders kompakte Schaltanlagen, speziell für Containerlösungen geeignet. SZM ist auch auf der wswscout-Börse vertreten und bietet unter anderem für Lausitz-Rückkehrer Jobs an (Servicetechniker für Mittelspannungsgeräte und -schaltanlagen sowie Trafomonteure).